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Viel Meinung - keine Ahnung: Ferkelkastration

Ab dem 01.01.2019 soll die betäubungslose Ferkelkastration verboten werden. Klingt erstmal ganz gut und die Ankündigung der Regierung, diese Frist vllt. um 2 Jahre zu verlängern, hat einen Sturm der Entrüstung um diese "barbarische Behandlung" ausgelöst.

Fragt man diejenigen, die diese extremistischen Tierrechtler-Parolen nachkrakeelen, wie denn derzeit eine Ferkelkastration durchgeführt wird und was die Alternativen sind, haben sie keine Ahnung.

Für alle, die sich gerne eine eigene Meinung bilden, möchte ich das Ganze hier mal versuchen, einfach zu erläutern:

Die derzeitige Praxis: noch vor ihrem siebten Lebenstag werden die männlichen Ferkel kastriert. Meist geschieht dies zusammen mit dem gesetzlich vorgegebenen Einziehen einer Ohrmarke und der Eisengabe. Vorab bekommen die Ferkelchen ein Schmerzmittel (Metacam). Man kann sie in einer Hand an beiden Hinterbeinen halten, oder rücklings in eine Art Schale legen, wenn man beide Hände braucht. Mit einer speziellen Zange (oder einem Skalpell) wird ein kleiner Schnitt gemacht, die ca. erbsengroßen Hoden poppen hervor, werden entfernt, die Wunde desinfiziert. Der ganze Vorgang dauert 8 Sekunden! Das Ferkel darf direkt zurück zur Mama und trostsäugen. Blutungen, Komplikationen und Wundheilungsstörungen sind eher selten, die Ferkel sind sehr schnell wieder fit und aktiv.

Werden die männlichen Ferkel nicht kastriert, können sie in der Geschlechtsreife einen sehr unangenehmen Geruch entwickeln, das Fleisch ist dann nicht mehr geniessbar, das Tier geht am Schlachthof "in die Tonne".

Nun macht das Kastrieren niemand gerne, und die Landwirte würden sich über machbare Alternativen auch sehr freuen!

Das derzeitige Gesetz fordert die "komplette Schmerzausschaltung" und ließe z.Zt. drei Alternativen zu, die im großen Stil aber garnicht machbar sind:

1. die Ebermast: die Ferkel werden garnicht kastriert.Wir haben diesen Weg schon frühzeitig gewählt, feste Abnehmer und damit eine Nische gefunden. Doch der Handel und damit die Schlachter möchten lieber Kastraten als Eber, und nehmen deshalb nur eine sehr begrenzte Zahl an Ebern ab, bzw. bezahlen diese nur äußerst schlecht.

2. die Vollnarkose: Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis: eine Vollnarkose ist riskant und wird vielen Ferkeln das Leben kosten, Wundschmerzen haben sie nach dem Aufwachen trotzdem. Zudem ist ein Mittel, das gespritzt werden könnte, z.Zt. garnicht lieferbar, das Narkosegas Isofluran noch garnicht zugelassen, die Apparaturen dafür müssten extra (teuer) angeschafft werden und sind ein Gesundheitsrisiko für den Anwender. Außerdem dürfen Narkosen nur durch Tierärzte durchgeführt werden: so viele Tierärzte gibt es hier garnicht, die das stemmen könnten (und wollten: studieren, um am Fließband zu kastrieren?)

3. Immunokastration: (oder auch chemische Kastration: oder auch Impfung gegen Ebergeruch): im Maststall wird den großen Schweinen zweimal im Abstand von mindestens 4 Wochen "Improvac" gespritzt. Das wirkt wie ein Hormon, ist aber keins.

Das Problem: Arbeitsaufwand und Mehrkosten liegen nun beim Mäster. Solange der aber noch die Möglichkeiten hat, bereits kastrierte Ferkel günstig aus dem Ausland zu beziehen, wird er die natürlich vorziehen. Außerdem stehen Handel, Verbraucher und Anwender diesem Mittel noch sehr skeptisch gegenüber.

 

Ein vierter Weg, der im Asland erlaubt ist, wird auch noch diskutiert: die lokale Betäubung. Dafür muss ein Betäubungsmittel sehr zielgenau in die Haut und die Samenstränge appliziert werden. Das Problem: keine komplette Schmerzausschaltung (wie ja gesetzlich vorgeschrieben), das Mittel (Procain) ist nicht zugelassen, nur Tierärzte dürfen es verabreichen (s.o.) und es brennt fürchterlich, so dass die Betäubung wahrscheinlich schmerzhafter ist, als die Kastration selbst. Mal abgesehen davon, dass das ganze Prozedere viel länger dauert und für die Ferkel jedes in-die Hand-nehmen starken Stress bedeutet.

Ein großes Dilemma!

 

Das Kurzsichtigste an diesem Gesetz: es dürften weiterhin Kastraten-Ferkel aus dem Ausland nach Deutschland gekarrt werden, die nicht nach deutschem Recht kastriert wurden!

 

 

"Die Glocke" hat sich die Mühe gemacht und vor Ort recherchiert.

 

 

 

Bild zur Meldung: Noch alles dran: unser Sucheber "Speedy"

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Glocke Bericht (18. 11. 2018)